14/03/2025 0 Kommentare
Verabschiedung in den Ruhestand
Verabschiedung in den Ruhestand
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Verabschiedung in den Ruhestand

Am 14. März wurde Amtsleiter Robert Rechholz mit einem Gottesdienst feierlich verabschiedet. Superintendent Florian Kunz würdigte in seiner Predigt sein Wirken:
Ich kenne nur einen, der diesen Klingelton hat: „Dreamer“ von Super Tramp. Als dieses Album der britischen Band 1974 herauskam war Robert Rechholz als Austauschschüler in der Spandauer Partnerstadt Luton. Für ein paar britische Pfund kaufte er sich die Platte.
„Dreamer“ – wovon der Junge aus der Siemensstadt damals wohl geträumt hat? Sicher hat er sich nicht ausgemalt einmal für die Evangelische Kirche tätig zu sein.
Über 20 Jahre arbeitet er für einen internationalen Entsorger mit angeschlossenem Basketballverein – oder ist es umgekehrt? Alba Berlin. In einem Containerbüro auf dem Schrottplatz geht es los. Später ist er in verschiedenen Leitungsfunktionen für Alba tätig: Konzernleiter Rechnungswesen, Zentraler Einkaufsleiter, Geschäftsführer der Alba Management GmbH, Head of Business Administration. Zeitweilig ist er Geschäftsführer mehrerer Gesellschaften. Es sind erfolgreiche Jahre, aber auch enorm fordernde. „Ich bin damals ein Workaholic gewesen“ hast du erzählt, lieber Robert.
Als ein chinesischer Investor bei Alba einsteigt werden massiv Stellen abgebaut – auch 170 Personen im Management müssen gehen. Deine Position ist ebenfalls betroffen. Ein Einschnitt – nach 21 Jahren Betriebszugehörigkeit. Nach einer freiberuflichen Phase macht dein Bruder, der in Nürnberg lebt, dich auf eine Stellenanzeige aufmerksam: „Robert, hast du schon gesehen, dass die Evangelische Kirche in deinem alten Heimatbezirk einen Amtsleiter sucht?“
Gut, wenn man so einen Bruder hat! Am 1. Oktober 2017 nimmt Robert Rechholz seinen Dienst als Leiter des kreiskirchlichen Verwaltungsamtes auf. Eine lange Einarbeitungsphase gibt es nicht, es ist eher ein Sprung ins kalte Wasser. Erste Amtshandlung: Haushaltsplanung. Da hat er sich mit Petra Höke an ihrem Schreibtisch zusammengesetzt und sich alles erklären lassen. Der damalige Vorsitzende der kollegialen Leitung Pfarrer Karsten Dierks sieht es mit Freude. „Da geht mir ja das Herz auf!“, ist sein Kommentar. Ein Amtsleiter, der zu seinen Mitarbeitern kommt, auf Augenhöhe die Dinge bespricht. Das war damals offensichtlich ein ungewohnter Anblick, ein neuer Stil.
Überhaupt braucht es vertrauensbildende Maßnahmen – die Nachwirkungen eines Unterschlagungsfalls stecken den Mitarbeitenden noch in den Knochen. An einer Kultur der Transparenz zu arbeiten und zugleich das interne Kontrollsystem zu verbessern – hast du damals als wesentliche Aufgaben gesehen, lieber Robert. Und bei deinem Amtsantritt weht noch der Charme der 60er Jahre durch die Büroräume.
Im Sommer wird an manch Arbeitsplatz bis zu 38 Grad Celsius gemessen. Schöne, zeitgemäße Arbeitsbedingungen müssen her. Folglich hast du dich engagiert des Umbaus der Amtsräume angenommen. Auch strukturell hast du das Verwaltungsamt weiterentwickelt, um den wachsenden Aufgaben und Anforderungen Rechnung zu tragen. Ob Grundsteuer, grünes Datenkonto oder Lieblingsthema Umsatzsteuer. Es gab immer wieder spannende Herausforderungen und Neues zu lernen.
Bei allem war dir immer wichtig, den Dienstleitungscharakter des Amtes für die Gemeinden und den Kirchenkreis zu stärken – und diese Serviceorientierung hast du selbst verkörpert. Hintenrum-Gemecker hat dich geärgert, das offene Visier schätzt du. Gegen ungerechtfertigte Kritik hast du deine Mitarbeiter in Schutz genommen. Für sie war deine Bürotür offen und du hattest ein Ohr für kleine und größere Probleme. „Als Chef muss man auch seelischer Mülleimer für die Mitarbeiter sein“, lautete deine Devise. Da merkt man die lange Tätigkeit für das Entsorgungsunternehmen. Im Kirchensprech würde es wohl Seelsorge heißen. Ob in der Synode dem Kreiskirchenrat oder im Haushaltsausschuss – dein Wort hatte Gewicht. „Ich bin hier ja nur Gast, aber …“
Natürlich gab es auch Konflikte zu managen und in der kirchenaufsichtlichen Rolle, die ein Amtsleiter eben auch hat, warst du sicher für manchen auch mal unbequem. Doch ich habe dich immer als jemanden erlebt, der Lösungen sucht und findet, vermittelnd und klar, mit Humor und wohltuendem Pragmatismus. Für mich war es jedenfalls eine Freude in den letzten dreieinhalb Jahren mit dir so eng und vertrauensvoll zusammenwirken zu dürfen. Als jemand der aus der Wirtschaft kommt, hast du über die real existierende Kirche auch gehörig gestaunt, dich oftmals gewundert über manche Fahrlässigkeit und Behäbigkeit, aber dann doch auch wieder gefunden: „Gut, dass Kirche so besonders ist und im Miteinander ein anderer Geist weht!“
Deinen Dienst als Amtsleiter hast du als erfüllend beschrieben, und dass du oft einen „wohltuenden Flow“ erleben konntest. Deine Arbeit hat dir offensichtlich so viel Spaß gemacht, dass du vergaßt, deinen Rentenantrag rechtzeitig abzugeben, und noch ein Jahr länger geblieben bist als geplant. Wie gut!
Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.
Lieber Robert, im Namen des Kreiskirchenrates danke ich dir herzlich für deinen Dienst unter uns, für deine vielfältigen Gaben und für treue Haushalterschaft, für Klugheit, Beharrlichkeit und Humor, manches Aushalten und Mitgehen, alles erfolgreiche Wirken, das vor Augen steht und im Verborgenen liegt. Du hast dich um unsere Kirche verdient gemacht!
Und in Lichtenrade steht ein Haus am See … oder vielmehr ein Haus am Pool. Und statt 100 Kricket-spielender Enkel sind es drei Enkeltöchter, für die jetzt mehr Zeit sein soll. Ich bin sicher, auch ansonsten wird es dir im Ruhestand nicht langweilig, lieber Robert. Und wenn doch, gibt es bereits das Angebot einer Spandauer Kirchengemeinde, sich ehrenamtlich zu engagieren. Für die neue Lebensphase dir, deiner Frau und deiner Familie Freude, Gesundheit, doch vor allem Gottes Segen.
Florian Kunz, Superintendent Kirchenkreis Spandau
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