Verleihung der Spandauer Ehrennadel

Verleihung der Spandauer Ehrennadel

Verleihung der Spandauer Ehrennadel

# Aktuelles

Verleihung der Spandauer Ehrennadel

Am 28. November 2014 wurde im Gotischen Saal der Zitadelle Spandau die höchste Spandauer Auszeichnung für das Ehrenamt verliehen. Superintendent Florian Kunz hielt für alle Preisträger*innen die Laudatio. Unter den sieben Preisträger*innen waren auch Sandra Goldmann und Jiska Donat. Sie erhielten die goldene Ehrennadel für ihr außerordentliches ehrenamtliches Engagement im Projekt POWER GIRLS der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde. Anschließend durften sie sich im „goldenen Buch“ des Bezirkes verewigen.

25 Jahre lang haben Jiska und Sandra über 1.000 Mädchen und junge Frauen durch das Tanzen in der Gemeinschaft auf ihrem Lebensweg begleitet, sie unterstützt, ermutigt, geformt und ihr Selbstbild und Selbstvertrauen gestärkt.

Die POWER GIRLS sind auch durch die ehrenamtliche Arbeit der beiden zu einem bedeutenden lokalen Familienprojekt geworden und das Konzept Showtanz als Gemeinschaftserlebnis geht immer noch voll auf.

Klaus Hoppmann, GKR-Mitglied der Paul-Gerhardt Gemeinde

Laudatio für Sandra Goldmann und Jiska Donat

„Mit Power durch das 20. Jahrhundert“, beschreibt eigentlich ganz gut, was da die letzten 25 Jahre im Falkenhagener Feld getanzt, geübt und gestaltet wird.

Diese zwei haben Spandaus größte weibliche Tanzunternehmung und sich dabei selber weiterentwickelt. Die eine von der Schüchternen zum fabelhaften Frontschwein, die andere von der Tanzweltmeisterin zur lokalen künstlerischen Koryphäe.

Und wer meint Struktur, Selbstbewusstsein und Stärke bekomme frau durch das Elternhaus mit, dem sei gesagt, das geht auch mit Tanzen.

Sandra Goldmann und Jiska Donat eint die Affinität zu Glitzer, Glamour und großen Auftritten und die Ausbildung zur Industriekauffrau. Ansonsten sind die beiden durchaus verschieden. Die eine war schon immer selbstbewusst und rampenlichttauglich, die andere eher schüchtern und zurückhaltend. Wenn die beiden Blicke austauschen, erahnt man das vertraute Eingespieltsein und ein freundschaftliches Band, dass sie seit 25 Jahren verbindet.

25 Jahre in denen sie rund 1.000 jungen Mädchen und heranwachsenden Frauen Selbstbewusstsein und Ehrgeiz vermittelt haben und Ihnen vorleben, wie man spielerisch Verantwortung übernimmt und die eigenen Potenziale entfaltet. Klingt nach Beratungsstelle oder Stadtteilladen – weit gefehlt. Diese Charaktereigenschaften erwirbt man mit Tango, Twist und anderen Tanzstilen.

Lebenshelferinnen, Tänzerin, Trainerinnen – Spandauer POWER GIRLS!

Jiska wird 1983 in der Hansestadt Bremen zwar geboren, aber dann relativ schnell das norddeutsche „Moin“ mit dem Berliner „Tach“ in Spandau tauschen. Sandra ist eher lokalklassisch – Geburt 1977 im Waldkrankenhaus und erste Erinnerungen an die elterliche Wohnung am Brunsbütteler Damm.

Während Jiska nicht die Coole von der Schule, sondern eher schüchtern ist, wird Sandra schon mit sieben Jahren durch die Gänge tanzen, steppen und jiven, denn auch die Tanzschule Broadway attestiert ihr beim Kindertanzen „Talent!“ Beide sind typische Schlüsselkinder und werden erfolgreich ihre allgemeine Hochschulreife erwerben.

Während Jiska von der Karriere als Musicaldarstellerin träumt, ist Sandra mitten im professionellen Formationstanz ihrem Traum schon ganz nahe, sechsmal die Woche Training inklusive. So kümmert sich Jiska zukünftig eher um Register, Termine und Kalender und Sandra um Schritte, Shows und Sitesteps.

Rechtanwaltsfachangestellte und Tanzlehrerin – das ist nur eine berufliche Momentaufnahme, beide werden schließlich im Beruf der Industriekauffrau landen. Klingt noch nicht so richtig nach Glitzer und Pailletten, doch das wird sich bald ändern.

Die Lebenslinien der zwei berühren sich in der Evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde. Jiska findet neben Hausaufgabenhife in der Gemeinde, 1995 in der benachbarten Zuflucht Gemeinde zum Tanzen finden. Dass dies Ihre Art und Ihr Selbstbewusstsein völlig verändern wird, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Aus dem schüchternen Mädchen wird ein „Frontschwein“, wie Sandra das lächelnd nennt.

Sandra wiederum schindet sich und schuftet, mal mit Rückenschmerzen, mal mit blutigen Fesseln – Tanzen ist Leistungssport und die trainerischen Anforderungen hart. Sie wird in der ersten Bundesliga tanzen und 1998 Formationsweltmeisterin in Braunschweig, Anfang 20 ist dann Schluss – wenns am schönsten ist soll man aufhören. Dass ein Ende auch ein Anfang sein kann, klingt abgedroschen, ist hier aber genau der richtige Twist und Turn.

Rhythmus, Reaktion und Rotation wird beide Damen die nächsten 25 Jahre begleiten.

1999 ist Jiska Teil einer kleinen 15-köpfigen Tanzgruppe in der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde. Ihre Mama unterstützt als Leitung und pädagogische Begleitung. Und da auch Sandra nicht vom Tanzen lassen kann, Sie ahnen es, kommt es wie es kommen muss.

Die Gemeinde gewinnt Sandra als künstlerische Leitung und Trainerin. Sofort schwirren bei ihr Choreos und Kreatives durch ihren inneren Tanztempel und zukünftig wird alles gehen, außer Standard.

„Wir hatten keine Richtung, das ist das Erfolgsgeheimnis“, beschreibt Jiska die Zeit und punktet danach sofort mit dem Namen des ersten Programmes: „Mit Power durch das 20. Jahrhundert!“

Die Namensfindung ist eher spontanes Phänomen und weniger bewusste Auswahl. Mutter Renita Donat wird irgendwann ganz unvermittelt von den „POWER-GIRLS“ sprechen - Marke und Branding, welches bis heute Bestand hat.

Damals eher noch mit einem Fokus auf Gesang ist schnell Sandras tänzerische Handschrift zu erkennen, mit der Freiheit Dinge auszuprobieren und kreativ aufzubereiten.

Der Kindertanz entwickelt sich rasch zum lokalen Familienprojekt, es wird geholfen, genäht und vor allem werden sie gebucht. Die POWER GIRLS erlangen immer mehr Aufmerksamkeit und werden von der Firmenfeier bei Vattenfall bis zum Stadteilfest angefragt und nutzen jede Gelegenheit zu glänzen.

Schnell wird klar, die Lust am Tanzen im Falkenhagener Feld wächst – mehr Gruppen, mehr Altersklassen, mehr Training, mehr Termine, mehr Räumlichkeiten – was mit 15 Mädchen begann, erreicht schnell Zahlen zwischen 50 und 100.

Und einmal im Jahr flackern die Scheinwerfer auf der großen Bühne, die Bretter, die die Welt bedeuten sind dann in Spandau, Choreos müssen sitzen, Musicalparts gesanglich und stimmlich verfeinert sein, Schauspieleinlagen auf den Punkt, das Timing bei der Comedy stimmen und das Lampenfieber im Zaum gehalten werden.

Einmal im Jahr ist große Show-Sensation mit begeistertem Publikum bei den POWER GIRLS. 2004 applaudieren und honorieren 600 Menschen in der Freilichtbühne der Zitadelle die Leistungen, Lernerfolge bei der 90-minütigen „POWER GIRLS-Parade“ aus verschiedensten künstlerischen Darbietungen – ein Meilenstein. Und daneben so viele persönliche Meilensteine – wie Kinder und Jugendliche auf der Bühne über sich hinausgewachsen sind. Empowerment im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Weg dahin, besonders wenn er ehrenamtlich verantwortet wird, ist zeitintensiv und fordernd – auch wenn er mit ungemein viel Spaß verbunden ist. Hinter dem Vorhang wird angeleitet, genäht und geübt. Wer näht eigentlich die 30 Kostüme für die verschiedensten Showideen, über Michael Jackson, Bollywood, Tanz der Vampire oder Starlight Express? Wer kümmert sich um die neu entstandenen Tanzgruppen verschiedenster Altersklassen und fünf Tage die Woche Training? Wer antwortet in den Whats App Gruppen mit Eltern, Tänzerinnen? Wer schlichtet im Konkurrenzkampf untereinander, wer bei der Show in der ersten Reihe tanzen darf? Fototermin – wer macht das eigentlich? Wann war die Kostümprobe nochmal? Ist die Technik bereit?  Wer besorgt die Steppbretter für die neue Nummer? Oder ganz banal, wer macht am Veranstaltungstag eigentlich die „Garderobenmutti“?

Die „POWER GIRLS“ haben sich zum kreativen Tanzunternehmen entwickelt, das floriert, die Jugend anzieht und täglich Organisation verlangt – ein Full-Time Job!

Das bekommt auch Jiska zu spüren, die 2005 so richtig einsteigt. Bis dato zwar unbändige Unterstützerin und selbst Teil einer Tanztruppe, ruft jetzt die Verantwortung. Sandra muss in Ihrer Schwangerschaft kürzer treten, doch der Trainingsbetrieb muss weitergehen – widerwillig, aber doch freudig wird Jiska einspringen und auch eigene Gruppen übernehmen, obwohl Sie das eigentlich NIE wollte.

Und das ist das Erfolgsrezept bis heute – dieses Projekt ist mit Herzblut gewachsen.

Rund 1.000 Mädchen und junge Frauen haben hier gesungen, getanzt und geschauspielert. Sie probieren sich aus, spüren Gemeinschaft, lernen mit Ausdauer, Geduld und Disziplin umzugehen, erleben Empathie und entwickeln Selbstbewusstsein, entdecken den großen Schatz der Wertschätzung.  Und so kommt es, wie es kommen muss. Viele die als Tänzerinnen gestartet sind, übernehmen heute die Verantwortung für die nächste Generation als Trainerin – Verdienst von Sandra, Jiska und Mama Donat.

Und die nächste Generation muss jetzt auch ran – denn nach 25 Jahren Pirouette, Pose und Tanzparty haben Jiska Donat und Sandra Goldmann entschieden sich aus dem Tagesgeschäft der POWER GIRLS zu verabschieden.

Sandra hat jetzt Zeit mit ihrem Mann endlich einen gemeinsamen Tanzkurs zu machen, der hat es nämlich nicht so mit Standard, Tango und Jive und Jiska versucht es gerade mal mit Salsation, eine Mischung aus Tanz und Workout – wer einmal tanzt, hört wohl nicht mehr auf!

25 Jahre Tanzen, Tränen und tolle Shows. Ihr habt nicht nur ein Projekt aufgebaut, ihr habt mit Tatendrang, eurer unvergleichlichen Art und Motivation etwas erschaffen, dass Kindern und jungen Mädchen Lebenshilfe und Begleitung zugleich ist  und sie einzigartig bei Erwachsenwerden unterstützt.

Florian Kunz, Superintendent Kirchenkreis Spandau

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed